Die Kurzgeschichten der irischen Autorin Claire Keegan haben meine Erwartungen immer wieder unterlaufen. „Liebe im hohen Gras“ heißt der Band mit gesammelten Erzählungen, die zum Teil schon 1999 veröffentlich wurden, doch die darin kondensierten Gefühle, sind heute so wahr wie damals. Es geht um Menschen mit Beharrungskräften, die manchmal über dem Hoffen ihr Leben „verwarten“, was Keegan in der titelgebenden Geschichte mit fast heiterer Melancholie erzählt. Und es gibt die anderen, die das alte Leben und die alten Lügen abstreifen, wie die kleine Schwester, die zu etwas Neuem aufbricht und den Bruder mit seinen viel zu späten Hilfsangeboten und seinem schlechten Gewissen zurücklässt. Es gibt die frivole Geschichte „Antarktis“, die fast zu schön beginnt — da habe ich mich gefragt, welchen Twist Keegan dem Abenteuer ihrer Heldin heute geben würde? Und ich lese euch diesmal die still und leise erzählte Geschichte „Brandwunden“ vor, bei der ich die ganze Zeit fürchtete, sie kippt. Das tat sie dann auch, aber ganz anders, als ich mir hätte ausmalen können. Lasst euch überraschen!
„Liebe im hohen Gras“ von Claire Keegan ist bei Steidl erschienen. Hans-Christian Oeser und Inge Leipold haben die 23 Erzählungen aus dem Englischen übersetzt. Das Hardcover hat 416 Seiten und kostet 24 Euro.
Im März erscheint die Novelle „Kleine Dinge wie diese“, ebenfalls bei Steidl.
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